Eine - letzte - Reise nach Phuket

Diagnose: unheilbarer Lungenkrebs mit Metastasen im Gehirn

Als Fachanwalt für Medizinrecht arbeite ich immer wieder mit schwerkranken Mandanten zusammen und kümmere mich insbesondere um die Vorsorge in einem Notfall (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht etc.). So kam es, dass ein Nachbar mich aufsuchte und darum bat, dass ich für ihn diese Dokumente erstellen soll. Er war unheilbar an Lungenkrebs erkrankt und hatte bereits Metastasen im Gehirn. Sein sehnlichster Wunsch war es, im Herbst wieder nach Thailand zu reisen. Dort hatte er ein Haus auf Phuket und und verbrachte die Wintermonate seit einigen Jahren an den schönen Stränden dieser Insel.

Laut seinen Ärzten hätte er eigentlich schon nicht mehr leben dürfen. Er konnte sich jedoch noch gut alleine versorgen und lebte auch alleinstehend in einem Einfamilienhaus.

Da er keine Verwandten vor Ort hatte, übernahm ich als Rechtsanwalt seine Vertretung für den Fall, dass es ihm gesundheitlich schlechter ging. Ich war dafür verantwortlich, dass er gut versorgt wurde, musste die Finanzen regeln und alle Entscheidungen durchsetzen, die er im Rahmen einer Patientenverfügung getroffen hatte.

Ziel: Noch einmal in das Haus auf Phuket

Das Ziel meines Mandanten war klar. Er wollte noch (mindestens) einmal sein Haus auf der Insel Phuket besuchen. 
Zunächst sah auch alles danach aus, dass dies klappen würde. Ich hatte den Flug für ihn gebucht und aus medizinischer Sicht war er flugtauglich.
Dann führten die Metastasen im Gehirn jedoch zu generalisierten Krampfanfällen und einem Schlaganfall, welche diverse Notarzteinsätze und stationäre Behandlungen im Krankenhaus verursachten.
Zwischen den Krankenhausaufenthalten wurde eine Pflegebegutachtung durchgeführt und ein Pflegegrad von 3 festgestellt. Es war auch klar, dass mittelfristig eine Pflege daheim nicht mehr sichergestellt werden konnte. Der Flug nach Thailand in das geliebte Haus schien zunächst nicht mehr umsetzbar.

Eine Lösung musste gefunden werden!

Es war klar, mein Mandant wünschte sich unbedingt nach Thailand reisen zu können und ggf. dort auch sterben zu dürfen. 
Damit war mein Auftrag klar. Ich musste dies irgendwie ermöglichen. 

Pflege in Thailand

Ich holte Erkundigungen über Pflege in Thailand ein und bin schlussendlich bei dem Angebot von Carewell Service auf Phuket fündig geworden. Dabei handelt es sich um ein schweizerisch geführtes Pflegeresort, welches hervorragende Referenzen aufweisen kann und schnell und unkompliziert auf meine Fragen geantwortet hat. Carewell war damit mein Partner für die Pflege.

Visum, Einreise und Co.

Ich habe mich tiefgehend in die Einreisebestimmungen in Thailand eingearbeitet und ein passendes Visum für meinen Mandanten in dem zuständigen Konsulat beantragt. An dieser Stelle gilt es jedoch einige - immer wieder wechselnde - Besonderheiten zu beachten.

Medizinische Versorgung

Es ist ein extremes Risiko ein Flugzeug mit einem kranken Fluggast zu betreten, wenn keine ausdrückliche Erlaubnis der Fluggesellschaft vorliegt. Diese bekommt man über ein spezielles Verfahren, welches dann auch die medizinische Versorgung während des Fluges zum Gegenstand hat. Nach Abwägung aller Risiken habe ich mich dazu entschlossen, dass ich noch einen Notarzt (Facharzt für Anästhesie- und Intensivmedizin) für die Begleitung während der Reise einbeziehe und dieser meinen Mandanten und mich begleiten sollte. 

Koffer und Notfallrucksack

Ich habe meinen Mandanten dann direkt im Krankenhaus abgeholt. Wir sind von dort mit einem Mietwagen zum Flughafen in Frankfurt gefahren und haben unseren begleitenden Notarzt getroffen. Dieser hatte meinen Mandanten bereits zuvor im Krankenhaus besucht und mit den behandelnden Ärzte alles maßgebliche Besprochen. Somit reisten wir neben unseren Koffern mir einem Notfallrucksack für die Kabine, so dass wir im Zweifel bei einem medizinischen Zwischenfall umgehend alle notwendigen Maßnahmen (bis hin zur Vollnarkose und Beatmung) hätten einleiten können. So ging es dann zunächst durch die Sicherheitskontrollen, dann in die Lounge und zuletzt haben wir den Rolli direkt am Gate aufgegeben und durften als erste Passagiere den Flug mit Thai-Airways nach Bangkok betreten.

Flug ohne Probleme

Dank unserer guten Vorarbeit war der Flug, inkl. dem  Anschlussflug von Bangkok nach Phuket, kein Problem. Wir waren als medizinisches Personal registriert und an jedem Flughafen wurden wir direkt von dem dortigen Assistenzpersonal in Empfang genommen und begleitet. Mein Mandant genoss das Essen und den vorzüglichen Service bei Thai-Airways. Dank Business-Class war auch der Flug alles in Allem recht entspannt. Wir hätten, wäre es meine Mandanten schlechter gegangen, sowohl die Möglichkeit gehabt einen sog. Stretcher (also ein Pflegebett) in das Flugzeug einzubauen als auch mit einem Privatjet zu fliegen. Es kam ausschließlich auf den gesundheitlichen Zustand meines Mandanten an. Alle Optionen waren geplant und hätten kurzfristig umgesetzt werden können.

Ankunft in Phuket

Nach einem unproblematischen Flug, wurden wir direkt am Flughafen in Phuket von zweit Pflegekräften von Carewell in Empfang genommen. Wir fuhren gemeinsam zu dem "Pflegeheim". Die Anführungszeichen habe ich deswegen gesetzt, da "Resort" oder "Villa" das Gebäude von Carewell in Rawei eigentlich besser trifft. Wir wurden dort dann von Sebastian, einem deutschen Pfleger vom Bodensee und der Chefin Anita in Empfang genommen und bekamen zunächst gekühlte Getränke und noch einen Imbiss. Unser Mandant konnte sein Appartement beziehen und wir besprachen alles weitere. Es erfolgte eine sehr strukturierte Übergabe des Notarztes was das medizinische und durch mich, was das persönliche anbelangt. Ich musste mich dann auch einmal kurz auf die Toilette verabschieden, was ich nach der jahrzehntelangen Erfahrung im Rettungsdienst eigentlich in einer Pflegeeinrichtung  nur sehr ungern machte. Was ich dann erlebte war einmalig. Die Toilette (die auch tagsüber von den Patienten benutzt wird) war auf dem Niveau eines äußerst gepflegten 4 bis 5 Sterne-Hotel. Kein unangenehmer Geruch (alle, die schon einmal in einem Pflegeheim waren wissen, was ich damit meine), alles frisch gereinigt, die Hygiene war geradezu perfekt. Auch der begleitende Notarzt war schlichtweg begeistert. Auch er hat eine solche Qualität in seiner beruflichen Laufbahn noch nicht erlebt. Ab diesem Zeitpunkt war klar, die Entscheidung, meinen Mandanten zu Carewell zu bringen war mit Abstand das Allerbeste, was ich für meinen Mandanten tun konnte. Das Foto zeigt meinen Mandanten, den Notarzt und mich, einen Tag nach der Ankunft, als wir uns wieder auf den Heimweg gemacht haben.
In einer kleinen Bildergalerie, die allesamt Fotos meines Mandanten bei Carewell zeigen, wird diese Entscheidung nochmals verdeutlicht:

Ein wunderbares letztes Jahr

Kurz nach seinem Geburtstag ist mein Mandant friedlich, wie er es sich auch in seiner Patientenverfügung gewünscht hat, in Thailand im Beisein seiner Pflegekräfte bei Carewell verstorben. Aufgrund der Corona-Pandemie war es mir leider nicht möglich, ihn nochmals zu besuchen oder auf seinem letzten Weg zu begleiten. Wir haben jedoch mehrfach jede Woche telefoniert und per Videokonferenz miteinander gesprochen und ich bin mir sicher, dass sein letztes Lebensjahr, trotzt seiner schweren Krebserkrankung, dank des tollen Teams bei Carewell, das ermöglicht hat, was noch möglich war. 
Ich bin mir insbesondere sicher, dass ich es nicht geschafft hätte, eine auch nur ansatzweise vergleichsweise Pflege in Deutschland sicherzustellen.
Mein Mandant wurde, wie er es sich gewünscht hat, in Thailand nach buddhistischem Brauch bestattet.
Danke, liebes Team von Carewell.